„Sind unsere Werte in Gefahr?“ – das war das Thema des fünften Politischen Salons, der am Sonntag, 11. November im Konzer Doktor-Bürgersaal knapp 30 Menschen interessierte. Der „Besondere Gast“ des Vormittags, Martin Endreß, wäre kein Soziologieprofessor, wenn er den Titel der Diskussion nicht sogleich in drei Fragen aufgespalten hätte: Wer ist wir? Was sind Werte? Und: Was bedeutet Gefahr in diesem Zusammenhang? Aber Martin Endreß bezog auch Position: In einer multikulturellen Gesellschaft sei vor allem Toleranz nötig, wobei er daran erinnerte, dass die Freiheit des Einzelnen ihre Grenze an der Freiheit des Anderen findet.
Als wichtig betrachtete er auch die Absage an unbedingte Ansprüche wie etwa der einer Leitkultur. Das provozierte den Widerspruch einer Teilnehmerin, die beklagte, dass Politiker die Interessen von zugewanderten Ausländern heute eher berücksichtigten als die der Einheimischen. Einig waren sich alle jedoch in der Wahrnehmung, dass Demokratie, Grundgesetz und darin verankerte Grundrechte zu schützende Werte sind. Schwarz-Weiß-Urteile, die Enthemmung der Sprache und inkompetentes Politikerhandeln (wie im Fall Maaßen) wertete Prof. Endreß als innere Gefahren für Gesellschaft und Staat. Je vielfältiger Gesellschaften werden, so Endreß, so wichtiger sei eine gefestigte rechtsstaatliche Ordnung und der Einsatz jeden Bürgers für das demokratische Gemeinwesen. Demokratie sei keine für immer errungene Staatsform, sondern „aufgebbar“. Werte seien beständig in Gefahr, wenn sie nicht verteidigt würden und wir zuließen, dass wir oder andere sie aushöhlen.
In der Diskussion nannten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Werte, die für sie selbst wichtig sind: Würde des Menschen, Solidarität, Völkerfreundschaft, das Grundgesetz, die Zehn Gebote. Strittig war, ob diese Werte unverrückbar sein könnten oder nicht auch dem Wandel unterliegen. Endreß bejahte dies, warnte aber vor zu einfachen Antworten: Auch eine Aussage wie „die Würde des Menschen ist unantastbar“, sei erklärungsbedürftig wie die Diskussion um den §218 Strafgesetzbuch gezeigt habe: Wann beginnt das Leben des Menschen, dessen Würde unantastbar sei? Moderator Dr. Werner Grünewald formulierte das Ergebnis der Diskussion aus seiner Sicht: “Werte wandeln sich, aber es kommt darauf an, diesen Wandel aktiv zu gestalten.“ Der Politische Salon soll nach Auskunft des Organisationsteams im kommenden Jahr fortgesetzt werden.
(Text: Thomas Zuche)