„Wir brauchen bessere Gesetze und eine aktive Zivilgesellschaft“

Der Politische Salon Konz lud am 24. November erneut Bürgerinnen und Bürger zum politischen Gespräch ein – dieses Mal zum Thema „Soziale Spaltung? Demokratie in Gefahr?“ und zu der Frage „Wieviel Ungleichheit verträgt die Demokratie?“.

Knapp 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren der Einladung gefolgt. Besonderer Gast war der ehemalige Oberbürgermeister von Trier und Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Sozialministerium, Klaus Jensen. Er beantwortete die Frage nach der Demokratiegefährdung durch soziale, wirtschaftliche, aber auch kulturelle Spaltung der Gesellschaft mit einem uneingeschränkten „Ja“. Eine Folge sei u.a. der aktuelle Rechtstrend. Jensen nannte Zahlen zu der mittlerweile extrem ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung. Er forderte aber zugleich dazu auf, den Blick nicht auf ökonomische Ungleichheitsverhältnisse zu verkürzen; auch im Hinblick auf Anerkennung, Teilhabe, Bildung und Mitwirkung fühlten sich viele Bürger und Bürgerinnen abgehängt. Jensen beklagte 199 politisch, zum Teil rassistisch motivierte Morde seit 1989 und eine wachsende Verrohung der politischen Auseinandersetzung auf allen Ebenen: „im Denken, in der Sprache, in der Befürwortung von Gewalt und schließlich in der Ausübung von Gewalt“. Der soziale und kulturelle „Kitt“ der Gesellschaft würden durch ihre Polarisierung und die zunehmende Vereinzelung der Menschen aufgelöst. Populisten zögen daraus mit ihrem Versprechen einer „Volksgemeinschaft“ („nur für Deutsche“) politisches Kapital.  Im Anschluss an Jensens Impuls diskutierten die Teilnehmer/innen über unterschiedliche Erscheinungsformen der sozialen Spaltung – auch vor Ort – und über Möglichkeiten, diesen Entwicklungen zu begegnen. Ein wichtiges Thema war die Frage nach den Ursachen von weit verbreiteten Zukunftsängsten und der Mangel an positiven Zukunftsentwürfen. Zwei Frauen sprachen sich dafür aus, den direkten Kontakt mit rechtsgerichteten Menschen in der Nachbarschaft zu suchen und deren Ängste ernst zu nehmen. Ein Teilnehmer wies auf die Schwierigkeiten des direkten Gesprächs zwischen Menschen mit ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen der Welt, in der sie leben, hin. Auch die Politik sei gefordert, eine neue Zukunftsdebatte zu initiieren, die die Ängste, aber auch die Wünsche der Bürger und Bürgerinnen aufnehme und sich nicht nur an ökonomischen Erfordernissen orientiere. Oft fehlten den Politikern und Politikerinnen aber der Mut zur Zukunft und die Fähigkeit, Richtungsweisendes zu sagen. Jensen brachte es in seinem Schlusswort auf diesen Punkt: „Wir brauchen bessere Gesetze und mehr Engagement der Zivilgesellschaft.“ Der Politische Salon, zu dem eine Initiativgruppe aus Konzer Bürgern und Bürgerinnen einmal im Quartal einlädt, ist ein Baustein dieses Engagements. Er wird vom Caritasverband unterstützt und von der Lokalen Partnerschaft für Demokratie Konz gefördert.

(Bericht: Politischer Salon)